Menü Claudia Taller

Arbeitsbericht - Projektdokumentation (Stipendiat 2013)

Atelier, Villa Stonborough-Wittgenstein, Gmunden - Oktober 2013

Die Villa Stonborough-Wittgenstein, eigentlich die kleine Villa Toscana, ist nach Margarethe Stonborough-Wittgenstein benannt. Sie hat die – große - Villa Toscana im Jahr 1913 gekauft, für sich und ihren Mann Jerome Stonborough, und nach ihrem Geschmack adaptieren lassen. Der Name ‚Toscana’ kommt von Großherzog Leopold II von Toscana. Er ließ im Jahr 1869 die Villa für seinen Sohn, Erzherzog Johann Salvator, erbauen. Margarethe Stonborough-Wittgenstein war eine eigenständig denkende Intellektuelle; Schwester des Philosophen Ludwig Wittgenstein und des Pianisten Paul Wittgenstein. Im Juni 1938 hat Jerome Stonborough, geboren als Jerome Herman Steinberger, in der Villa Toscana Selbstmord begangen, er hat sich erschossen. Die kleine Villa Toscana, in der sich das Gastatelier des Landes OÖ befindet, stammt bereits aus der Zeit um 1849, wurde im Auftrag des Freiherrn von Püttel errichtet, ging vorerst in den Besitz des Großherzogs von Toskana über und schließlich in den der Margarethe Stonborough-Wittgenstein.

Ja, die kleine Villa Toscana, die Villa Stonborough-Wittgenstein, und ihr Umfeld atmen Geschichte. In dieser Villa – und als Nachbarin des Thomas Bernhard Archivs - als Schriftstellerin zu arbeiten, ist eine Herausforderung, eine Herausforderung, die ich mit der literarischen Verarbeitung von Aufzeichnungen aus einem oberösterreichischen Heim für Kinder und Jugendliche angenommen habe. Vorerst musste das Ausgangsmaterial – 77 Seiten eines über ein Jahr lang geführten Tagebuches eines temporären Mitarbeiters – sondiert werden. Welche der aufgezeichneten Ereignisse waren geeignet, die Atmosphäre für die in einem Heim lebenden Kinder und Jugendlichen, aber auch für die dort arbeitenden Menschen exemplarisch widerzuspiegeln? Im nächsten literarischen Schritt - hin zu einem fiktionalen Text – kamen Verdichtung und dramatische Zuspitzung hinzu; schöpferische Phantasie -unverzichtbar für einen literarischen Text. Fiktion ermöglicht Freiheit. Andererseits konstruiert ein Text Wirklichkeit. In diesem Spannungsfeld war die Arbeit zu beginnen. Es ist das 18 Seiten umfassende Journal ‚Ein Jahr ist hier sehr lang’ entstanden. Am Ende meines einmonatigen Aufenthaltes in der Villa Stonborough-Wittgenstein, organisierte ich – mit Unterstützung von Dr. Judex vom Thomas Bernhard-Archiv sowie der Kulturabteilung des Stadtamtes Gmunden - in der ebenerdig gelegenen, schön renovierten Säulenhalle der Villa eine Lesung aus meinen bisher erschienenen Büchern ‚Innensichten’, ‚MännerSichten’ und ‚ich wollte dich anders’. Rechtsstehend finden Sie das Plakat zur Lesung ‚Begegnung im Café’.

„Ein Jahr ist hier sehr lang“
Ein Brief an eine Direktion


Lesung "Begegnungen im Café"

Montag, 28. 10., 19 Uhr, Säulenraum der Villa Stonborough-Wittgenstein, Toskanapark; Eintritt frei

Die Linzer Schriftstellerin Claudia Taller verbringt den Oktober als Stipendiatin im Gastatelier des Landes OÖ in der Villa Stonborough-Wittgenstein im Toskanapark. Zum Abschluss ihres Arbeitsaufenthaltes lädt sie zu einer Lesung ein. Titel: "Begegnungen im Café - Eine Reise durch Kaffeehäuser in Wien, Graz und Strassburg". Taller ist vor allem durch ihre im Resistenz-Verlag erschienenen Prosabände "Innensichten" (2007), "MännerSichten" (2009) und "ich wollte dich anders" (2011) bekannt geworden.

Veranstalter und Veranstaltungsort/e: Stonborough-Wittgenstein, Johann-Ort-Allee, 4810 Gmunden am Traunsee

 

Gmunden Lesung